Tremosine und die Schlucht: Eine Straße steil über dem Garda: Als ich gestern nach Campione fuhr, kam ich an der Zweigstelle vorbei, die zu genau dieser Straße führt. DIE SCHLUCHT Heute wollte ich eigentlich nur am Pool die Sonne genießen und das habe ich auch so gemacht. Im Hotel hatte ich mir das Buch „Eine Straße steil über dem Garda“ ausgeliehen, das ich jetzt durchblätterte und ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Nach dem Abendessen im Hotel Riviera (das glücklicherweise zeitig um 18.30 serviert wird, damit man auch die Abendstunden voll ausnutzen kann) stieg ich ins Auto und machte einen abendlichen Ausflug. Eine wirklich großartige Idee kann ich im Nachhinein nur sagen. Die Schlucht bei Nacht und ihre beleuchteten Felsen zu sehen ist wirklich beeindruckend und verleiht der Landschaft einen theatralischen, fast schon surealen Touch. Ich bin nur wenige km nach Limone von der Gardesana-Straße abgefahren, um zur Tremosine Hochebene hinaufzufahren. Nach dem dritten Tunnel wird die Straße erst richtig interessant: eine Reihe von Kurven und Brücken durchziehen das sogenannte Bresatal. Mit dem Auto kommt man bis zum Restaurant Bar La Forra. Das Rauschen des Wassers und der schwindelerregende Canyon verleihen dieser Straße etwas magisches. In der Bar schreibe ich meine Eindrücke nieder. Ich könnte über Pieve zurückfahren, entscheide mich aber dafür, die selbe Straße zurückzulegen, um sie aus der Gegenperspektive zu sehen. In Limone zurück fühle ich mich vom Rauschen des Wassers berauscht, ich setze mich auf den Balkon und lese „Die Straße steil über dem Garda“ weiter. Bevor die Straße gebaut wurde, erhielten die Einwohner von Campione ihre Post über die Seilbahn, die auch der einzige Kommunikationsweg mit der Gemeinde Tremosine war (siehe Foto: ´Filo Cozzaglio´). Auf der Abbildung ist eine alte Postkarte zu sehen, die auf einer Schwarz-weiß-Fotografie aus dem Jahre 1910 basiert. Die abgelichteten Personen darauf sind der Ingenieur aus Brescia Tullio Massarani, Leopoldo Pater, welcher Schwiegervater des Ingenieur Domenico Curami, der zusammen mit dem Geologen aus Tremosine Arturo Cozzaglio für die Planung und Verwirklichung der Straße zw. 1909 und 1912 zuständig waren. Die 10km lange Straße, die teilweise über Tunnel im Gestein verläuft, wurde von ca. 50 Bergmännern aus Serle gebaut und ist heute als „La Forra“ (Die Schlucht) bekannt. 2013 wurde an das hundertjährige Bestehen seit der Eröffnung im Jahre 1913 der spektakulären Straße erinnert, die von „Porto di Tremosine“ bis nach Pieve und Vesio führt. Das Buch dazu finden Sie bei der Familie Rodella in Limone. Ein Tipp zum Durchblättern, da es alle historischen Aufnahmen aus dem Jahre 1913 enthält, die von der Stiftung Fondazione Negri anlässlich des hundertjährigen Jubiläums zur Verfügung gestellt wurden. Ortschaften wie Tignale und Tremosine, die höher gelegener sind als z.B. Gargnano oder Limone, mussten sich mangels Alternativen mit Seilbahnen helfen, die ab Ende des 8. Jh. in Betrieb genommen wurden. Die erste, die sogenannte „Filo Berasi“ verband das Dorf Pieve di Tremosine mit Porto Tremosine und war bis 1912 in Betrieb. Dann folgte „Filo Cozzaglio“ (1907-1931). Sehr bekannt war auch die „Filo Pregasio Campione“Seilbahn. In der Tignale Gegend gab es eine Seilbahn von Forbiscile nach Rotonda di Gardola. Dank der Seilbahn war es möglich die Post von Gargnano nach Tignale zu bringen. Man kam mit dem Boot bis nach Pra’ della Fam. 3km entfernt, weiter nördlich, gelang man zur Seilbahn Forbiscile. Die Bewohner der Ufer im höchsten Gebiet des Gardas hatten ein schweres Leben. Es scheint, als ob Limone bis 1932, als die Gardesana-Straße gebaut wurde, nur übers Wasser erreichbare gewesen wäre. Vielleicht ist es dem Hl. Jakob gelungen, die Füße mit Muscheln behaftet, wie er auf dem Gemälde der San Benedetto Kirche abgebildet ist, in Gargnano, genau dort, wo heute seine Kirche steht, an das Seeufer zu gelangen.
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