Von Tignale nach Piovere und Aer

der Wasserfallweg, ein Stück entlang am Weg Bassa Via del Garda. Weg gekennzeichnet mit der Nummer 265: Tignale erreicht man am besten über die Gardesana-Straße, die nach Campione, vor der berühmten Biegung in der Nähe von Gargnano hinauf nach Tignale führt. Das erste Dorf, welchem man begegnet ist die Fraktion Piovere, die links oben liegt. Man lässt das Auto am Dorfeingang stehen und spaziert zu Fuß ins alte Dorfzentrum, wo man unbedingt die Kirche besichtigen sollte. Der Ausblick vom Kirchplatz ist sensationell! Von der Kirche aus geht der Weg 265 ab. Man durchquert das Dorf und steigt bis zu seinem höchsten Punkt auf. Dann geht es ein Stück weiter bis der Weg rechts abbiegt, vorbei an der Bar Restaurant „Il Poggio“, die sich am Beginn einer großen Wohnsiedlung befindet. Wenn man immer in die gleiche Richtung weiter geht, kommt man auf den nahezu ebenen Weg in einer naturbelassenen Umgebung zurück. Aus der Ferne hört man Wasserrauschen, das auf einen Bach im engen Tal schließen lässt. Wenn man der Wegausschilderung folgt, kommt man zu einem über Stufen führenden Abstieg; zuvor aber lohnt sich auf jeden Fall ein kleiner Umweg. Gehen Sie einfach ein Stückchen weiter bis Sie zu einer kleinen Steinbrücke und der dahinter liegenden Schlucht gelangen. Hier können Sie die traumhaft schönen Wasserfälle bewundern. Zurück an der Abstiegsstelle bietet sich ein Blick auf den Bach und auf einen weiteren, den wohl schönsten Wasserfall. Danach steigt man an der andere Seite wieder hoch und gelangt in einen schattigen Steineichenwald bis hin zu den auf Terrassen gelegenen Feldern. Der Weg führt Sie dann oberhalb einer Wohnsiedlung weiter. Wenn man der Wegkennzeichnung aufmerksam folgt gelangt man weiter nordöstlich in die Fraktion Aer. Die Wahlfahrtskirche Madonna di Montecastello in Tignale. Die Wahlfahrtskirche Madonna di Montecastello ist mit dem Auto erreichbar. In der Fraktion Gardola fährt man an der Kreuzung zur Wahlfahrskirche weiter, vorbei an kleinen Kapellen, die die Rosenkranzmysterien darstellen. Am Ende des Aufstiegs, hinter dem Parkplatz, gelangt man zu zwei Gebäuden aus dem achten Jahrhundert. Man betritt eine von einer Mauer umrahmte Arkade. Die Mauer wurde ursprünglich erreichtet, um zu verhindern, dass wilde Tiere auf die Weide gelangten. Von hier aus steigt man über die monumentale Treppe mit zwei Rampen aus dem Jahr 1599 hoch zur Kirche. Die Kirche wurde auf einem Felsvorsprung steil über dem See erbaut, von wo aus man eine beeindruckendes Panorama über den gesamten Gardasee genießen kann. An besonders klaren Tagen kann man in der Ferne sogar den Apennin von Modena sehen. Die Kirche wurde auf den Überresten einer alten Burg gebaut und besteht aus einer im romanisch-gotischen Stil geprägten kleineren und einer größeren, barocken Kirche. In letzterer sind antike Steinreste im Chorraum hinter dem Hauptaltar aufbewahrt. Hierbei handelt es sich um einen alten Tempel aus dem 8. Jh. vor Christus. In der sogenannten „Casa Santa“ (Heiliges Haus) blieb ein Fresko der Giotto Schule aus dem XIV Jahrhundert erhalten, auf dem die Muttergottes mit Jesus dargestellt ist. Das Gebäude wird von einer kupfernen Kuppel dominiert und besteht aus 3 Kirchenschiffen. Eine Struktur aus vergoldeten Holzsäulen und Statuen des Hl. Paulus und des Hl. Petrus umfasst den Hauptaltar. Das Werk war der Familie Boscaì aus Brescia zugeschrieben, scheinbar handelte es sich jedoch um „einen Holzschnitzer aus dem Val Sabbia Tal aus dem XVII Jahrhundert“ (M. Cargnoni, 1997 in Mariani, 125).* Am Eingang des rechten Kirchenschiffs ziert ein Gemälde die Mauer, welches im Auftrag der Gemeinde Tignale anlässlich der Befreiung aus den Gräueln des Zuan Zanone Beatrici, auch Zanzanù genannt, von Bertanza ex voto geschaffen wurde. Er hatte mit seinen Truppen zwischen dem XVI und XVII Jahrhundert unter der Bevölkerung der Gegend Angst und Schrecken verbreitet und starb am 16. August 1617. In den zwei Nebenschiffen stehen Holzaltare aus dem XVII Jahrhundert die jeweils der Madonna di Loret und dem Hl. Joseph geweiht sind. Die linke Wand des Schiffs zieren zwei Gemälde, die die Handschrift des Venezianischen Malers Andrea Celesti (1637-1712) tragen. Montecastellos Architektur, die sich auf mehrere Epochen hinauszieht, spiegelt die ereignisreiche Geschichte dieses Orts wider. Ein sich Aneinanderreihen von Ereignissen, von Legenden bis hin zu kultureller und wirtschaftlicher Geschichte eines Bauwerks, das sich auf einer geographischen Grenze befindet. Sinnbildlich dafür stehen die zwei Freskos (eines davon aus dem Jahre 1498), jenes der Madonna mit Kind und andere Heilige wie der Hl. Sebastian, der Hl. Virgilius aus Trient und der Hl. Zenus, Schutzpatron Veronas. Außerdem Erculiano, Bischof von Brescia und ein weiteres Gemälde mit der Muttergottes im Throne mit Bischof Virgilius. All diese Werke verdeutlichen die strategische Funktion dieser „Grenzpilgerstätte“, wie sie auch Mariani definiert: ‘Die Darstellung der Bischöfe als Schutzpatronen der verschiedenen Diazösen kann als Bestätigung für die besondere Doppellage von Tignale gedeutet werden: aus temporaler Hinsicht Tochter Venedigs mit der Riviera und aus spiritueller Hinsicht Tochter Trients“ (Mariani, 77). Montecastello gehörte tatsächlich bis 1785 zur Diazöse Trient und galt als Grenzstein zwischen Österreich und Italien, zwischen dem Staat der Mailänder Visconti, dem der Venezianer und dem des Österreich-Ungarischen Imperiums. Die Grenzlage ist auch für seine Gründungslegende ausschlaggebend, die auf ein Ereignis von Hierophanie (also eine Art Wunder zu Kampfzeiten) im Jahre 1283 basiert. Protagonist war der Österreichische Graf Albert von Habsburg, welcher nach der Eroberung von Limone und Tremosine eine Festung bei der Kirche Santa Maria di Moncastello erbaut habe. Die Brescianer besetzten daraufhin diese Festung. Unter der Befehlshabung Mainhard des 2. von Tirol attackierten die Trientner erneut die Brescianer. In einem weiteren Kampf sei ein grelles Licht erschienen, welches die Brescianer erblinden haben lasse und die Trientnern somit zum Sieg geführt habe. Dieses Wunder wurde der Muttergottes zugeschrieben. Als sie mit den Trientnern Frieden schlossen, hätten die Brescianer die Festung zerstört und eine Kirche mit dem Namen „Maria, Hilfe der Christen“ an deren Stelle gebaut. Später wurde sie zu „Maria di Moncastello“ unbenannt. Mariani widerlegt diese These mit der Begründung, dass „das erste Gebäude, das der Festung folgte auf Mitte des fünften Jahrhunderts zurückzuführen sei und nicht auf die geschichtlichen Ereignisse von 1238“ (2004, 84). Wanderung von der Wahlfahrtskirche von Montecastello Tignale bis zum beeindruckenden Gipfel des Monte Cas und Abstieg nach Campione n. 266 Nach der Besichtigung der antiken Kirche auf dem Felsvorsprung, die wegen ihrer architektonischen und kunsthistorischen Besonderheiten von großem Interesse ist, müssen Sie auf der Kirchenrückseite unter den Lauben eines modernen Gebäudes hindurch, welches als Anlaufstelle für Gläubige vorgesehen ist. Hier gelangt man auf den Saumpfad, der sich über zahlreiche Nischen und Tunnel durch den Fels schlängelt und ein herrliches Panorama verspricht zum Gipfel. Diese Nischen und Tunnel sind steinerne Zeugen des ersten Weltkriegs (die Österreichische Grenze lag nicht weit entfernt, hier war ein strategischer Kontrollpunkt über den Gardasee). Am Gipfel des Monte Cas, auf dem ein Metallkreuz errichtet wurde (779 Höhenmeter), angelangt, geht man am Grad entlang auf einem Steig über den Felsen weiter. Herrlich ist auch der Ausblick auf den Monte Baldo mit seinen Spitzen und vom Gletscher geschliffenen Kanälen, die sich vor Ihnen abzeichnen. Dann gelangt man zu einem kleinen Feld, das am nordöstlichsten Punkt des Gipfels liegt. Von hier aus gelangt man über einen über Stufen führenden Weg, der diagonal zum Grat verläuft, nach unten bis man einen großen Geröllhaufen überquert, um dann hinein zurück bis zur Baumschule des Regionalen Forstamts und dem nahegelegenen Parco Alto Garda Bresciano Besucherzentrum gelangt, welches sich am Rande der Fraktion Prabione befindet. PRABIONE-CAMPIONE Vom Besucherzentrum steigt man den Weg in Richtung See hinunter. Nur wenige hundert Meter vor uns erstreckt sich die Tremosine Hochebene. Doch um dorthin zu gelangen, muss man in die tiefe Schlucht hinuntersteigen, durch die der San Michele Bach fließt. Die darunter liegende Ortschaft, an der der Bach in den See mündet, trägt den selben Namen. Campione, eine industriell geprägte Ortschaft, erreicht man über eine Trasse, die sich Teilweise durch den Fels gräbt und bis in den tiefen, vom ungestümen Lauf des Wassers geschliffenen Canyon führt. Ein echt faszinierendes Erlebnis! Campione entstand als ein Industriedorf, hat sich jedoch mittlerweile zu einem Touristenziel entwickelt und setzt dabei auf den Wassersport, vor allem auf Surf und Segelboot fahren. Die Gegend ist ganzjährig von frischen und konstanten Winden begünstigt. Nach einem Spaziergang auf der Seepromenade und einem erfrischenden Bad im Sommer kann es nun weiter gehen. Es geht wieder die Schlucht aufwärts weiter bis hin zu einer kleinen Brücke. Von hier aus könnte man von der Staumauer aus nach Pieve hochsteigen, aber wir haben nur noch wenig Zeit und bis zum Gipfel des Monte Castello ist es noch weit. Pieve besichtigen wir ein anderes mal, vielleicht wenn wir in Campione sind. Enrico Mariani, Monte Castello di Tignale. Ein Wallfahrtsort am Gardasee zwischen Trient und Brescia. Vannini, Brescia, 2004.

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